Internet wird unsicherer: Cyberangriffe in Deutschland nehmen zu

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560 Millionen Schadprogramme sind im August 2016 registriert worden. Viele davon sind zwar lästig und störend, doch nicht wirklich bedrohlich. Andere sind bereits längst veraltet. Leider sind es aber besonders die gefährlichsten Programme, die sich auch am schnellsten verbreiten.

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Cyber-Kriminelle nutzen mittlerweile eine Vielzahl von unterschiedlichen Werkzeugen, um fremde Rechner für ihre Zwecke zu missbrauchen. Die Betroffenen merken mitunter nicht einmal, dass ihre Computer bereits seit langem von einem bösartigen Eindringling befallen und wichtige Funktionen übernommen wurden.

Erpressungen nehmen sprunghaft zu

Jedes Jahr veröffentlicht das Bundesamt für Informationssicherheit einen Lagebericht zur IT-Sicherheit und Tendenzen in der Kriminalität. 2015 haben die Experten einen deutlichen Anstieg an Erpressungen festgestellt. Verantwortlich dafür ist die nach dem englischen Begriff für Lösegeld benannte Ransomware.

Das Vorgehen ist einfach aber effektiv: Ein Schadprogramm attackiert einen Computer und verschlüsselt wichtige Daten, falls der Angriff erfolgreich war. Um diese wiederzubekommen, muss der Betroffene eine bestimmte Summe über einen Zahlungsweg wie anonyme PrePaid-Karten hinterlegen. Was für den privaten Nutzer jedoch einfach nur ärgerlich und eventuell teuer ist, kann in sensiblen Infrastrukturen tödliche Konsequenzen haben. Denn während sich in der Vergangenheit diese Art der Erpressung vor allem auf private Haushalte mit schlecht gesicherten Computern beschränkte, geraten inzwischen zunehmend Unternehmen und sogar Einrichtungen wie Krankenhäuser in das Fadenkreuz der Kriminellen.

In größeren Unternehmen reagiert man bereits vielerorts mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen gegen den Anstieg der Cyberkriminalität: So verzeichnen die Stellenanzeigen im Bereich IT einen kontinuierlichen Anstieg des Schwerpunkts Sicherheit

Bot-Netze und Zombies: Die unerkannte Gefahr

Neben Erpressungen nehmen auch die Bot-Netze zu, die mitunter mehrere Millionen Computer weltweit umfassen können. Sie bleiben häufig besonders lange unerkannt, denn Bot-Netze machen sich im Gegensatz zu Ransomware im Alltag für einen ahnungslosen Nutzer kaum bemerkbar. Hier wird ein PC ebenfalls von außen infiltriert. Er nimmt über eine anonym registrierte Internetdomain Kontakt zu dem Betreiber auf und meldet sich in einem verborgenen Netz an. Anschließend kann ein Krimineller mit wenigen Mausklicks Befehle an alle infizierten Computer seines Netzes senden, die diese gleichzeitig ausführen wie „eine willenlose Armee“, weshalb die Methode auch als „Zombie Armee“ bezeichnet wird.

Botnets werden sehr häufig dafür eingesetzt, Webseiten lahmzulegen. Sie überfluten einen Server mit so vielen simultanen Anfragen, dass sie diese nicht mehr beantworten können. Weil dafür sehr viele ansonsten unauffällige Rechner eingesetzt werden, ist es sehr schwierig, die Bots unter den normalen Nutzern herauszufiltern. Netzwerke mit Zombies werden mittlerweile bereits kommerziell gehandelt. Für unterschiedliche Beträge ist es jedem möglich, Kapazitäten für einen Angriff einzukaufen, um etwa Konkurrenten zu schädigen, Rache zu nehmen, Nachrichten in sozialen Netzwerken zu platzieren oder Unternehmen zu erpressen.

Manipulation der öffentlichen Meinung durch Bots

Viel Beiträge in sozialen Netzwerken werden mittlerweile nicht mehr von Menschen, sondern von Computerprogrammen verfasst. Ziel ist es, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, indem Inhalte massiv wiederholt und möglichst weit verbreitet werden. Hinter solchen Angriffen stehen wirtschaftliche oder politische, in selteneren Fällen auch persönliche Motive.

Besonders im Zuge weltweiter Krisen und Konflikte oder politischer Großereignisse wird mittlerweile eine sehr hohe Zunahme von automatischen Kommentaren beobachtet. Diese werden meistens nach Art eines Baukastensystems aus vorgefertigten Texten erstellt, um Ähnlichkeiten mit anderen Beiträgen zu verschleiern. Problematisch ist für das Innenministerium unter anderem, dass hier Einrichtungen zur politischen Willensbildung als Plattform genutzt werden, um gezielte Desinformation zu betreiben.

Dies könnte zu einer Gefahr für die freie Meinungsäußerung werden, indem etwa missliebige Ansichten massiv eingeschüchtert werden.



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