Kolumne: Absage der Popkomm – Schuld ist wieder die Internetpiraterie
20.06.2009Meinungen, WirtschaftDie Popkomm 2009 in Berlin ist abgesagt. Der Bundesverband der Musikindustrie hat gestern bekannt gegeben, dass die Musikmesse und die ganzen Rahmenveranstaltungen abgesagt werden. Als Grund wird, neben der Wirtschaftskrise, die Internetpiraterie vorgeschoben, um ein einfach Ausrede zu haben und gleichzeigt die Musikhörer und -Liebhaber zu diffamieren, die ihre Musik per Datei (MP3) hören.
Dabei sind die Probleme der Musikindustrie hausgemacht. Die Messe und der ganze Rummel um die Popkomm war früher regelmäßig in Köln. Köln eine Millionenstadt mit vielen großen Städten drumherum und das Ruhrgebiet, in der Nähe. Diese potenziellen Messebesucher hat Berlin nicht und da kann es Hauptstadt und Weltstadt x-mal sein und es wird nicht mehr Messebesucher bekommen. Die Messe an sich war für die Firmen und Unternehmen interessant. Der Rummel dabei, mit den vielen Live-Bühnen und Veranstaltungen in den Musiktempeln war das Salz in der Suppe für die Menschen, die gleichzeigt die Kunden der Musikindustrie sind.
Die Königsdisziplin der Musikindustrie ist der Verwässerung der Schuldfragen, warum der Industrie die Einnahmen wegbrechen. Solange es das Internet gibt, ist die Schulfrage immer die Gleiche: Internetpiraterie, illegale Downloads und die Schüler auf dem Schulhof, die ihre Musik gegenseitig kopieren.
Hat die Musikindustrie mal darüber nachgedacht, es mit Qualität zu versuchen oder einfach mal wieder näher an die Kunden zu gelangen? Nein, diese Industrie ist Weltmeister im Jammern und alle anderen sind Schuld, außer sie und ihren Kreativen Köpfe.
Wenn ich diese gecasteten Stars, diese Industrie-Ware aus den USA und den Müll von gecoverten Hits von früher mir anhöre, dann würde ich erstens, diese Musik mir nicht anhören und zweitens, niemals dafür etwas bezahlen.
Die fehlende Kundenbindung ist ebenso selbstverschuldet: Im Radio läuft nur das, was scheinbar von Außen bestimmt wird. Keine Radiomacher dürfen ihre Musik selbst aussuchen. Da war früher mehr Abwechslung zu hören. Dann gab es Musiksendungen im öffentlichen Fernsehen. Auf ZDF gab es mal was und in den dritten Programmen, ich glaub es nannte sich Hitclip. Daneben gab es dann noch die Musiksender – MTV, VH1 und Viva. Heute erschlagen die Sender mit SMS und Handywerbung und weitern Müll. Musik scheint nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen, oder hab ich falsch hingeschaut?
Ich kann mich erinnern, dass man in den 80zigern und auch zu meiner Zeit, als Musik wichtig war – also 90ziger, Musik immer per Radio aufgenommen hat, denn soviel Taschengeld wollte man doch nicht für sündhaft teure Musik ausgeben. Man kopierte auch – die Aufnahmen in seinem Freundeskreis.
Heute ist das nicht viel anders, nur die Möglichkeiten sind einfacher – wie durch Hilfe des Internets. Man muss nicht einmal illegale Downloads unternehmen, um seine komplette Musiksammlung, oder Wunschliste, in MP3-Dateien anzulegen. Es gibt viele legale Programme, die es ermöglichen aus tausende von Radioprogrammen die gewünschte Musik aufzunehmen und als MP3-Titel zu speichern. Sehr schön an dieser Methode ist, dass es die Musik quasi frei Haus gibt und man seine ganze Musiksammlung im Internet findet. Gut, man muss sich die Arbeit machen und Probe hören, ob die Aufnahmen gut sind.
Bei den aktuellen Preisen ( ein Euro plus X) im Internet, wo Musik kommerziell vertrieben wird, kann man den Aufwand mit Radio und Internet sehr gut nachvollziehen. Viel ärgerlicher sind der Kopierschutz, die uns die kommerziellen Anbieter aufzwingen – meine eigene Sammlung kann ich kopieren so oft wie ich will und auch auf CD brennen, wenn es sein muss – ohne Kopierschutz.
Was man dann mit seiner MP3-Sammlung noch so anstellen kann, möchte ich hier nicht weiter beschreiben, sonst verklagt mich noch die Musikindustrie 😉 .
Zurück zum Anfang: Die Musikindustrie sollte erstmal die Fehler im eigenem Haus suchen und beseitigen. Mehr kreative Köpfe, mehr Kundennähe, mehr Förderungen des Nachwuchs und keine Retorte und Castings mehr, dann kommt der Umsatz wieder zurück und die Menschen ist die Musik auch wieder Geld wert!